Seien Sie achtsam im Urlaub – vor allem im englischsprachigen Ausland

Sommerferien, Reisezeit: Viele nutzen die langen Ferien jetzt, um Urlaub im Ausland zu machen. Dabei kommen sie unweigerlich auch in Kontakt mit anderen Sprachen. Dass hinter diesen aber auch ganz unterschiedliche Denkweisen stecken, die die Wahrnehmung einer Situation erheblich verändern können, bedenken nur wenige.

Bedacht und untersucht haben diese Unterschiede die Kognitionswissenschaftlerinnen Lera Boroditsky und Caitlin Fausey von der Standford University.

In einem ihrer Versuche spielten sie den Teilnehmenden Videos vor, in denen Schauspielerinnen eine Vase entweder mit Abschicht oder aus Versehen kaputt machten. Danach befragten die Forscherinnen die Testpersonen, was sie beobachtet hatten.

Die englischsprachigen ProbandInnen beschrieben beide Szenarien mit "She broke the vase," unabhängig davon, ob dies absichtlich oder unabsichtlich geschehen war. Spanische MuttersprachlerInnen benutzten hingegen unterschiedliche Beschreibungen der Szenen. "Se rompió el florero" sagten sie über die ungewollte Zerstörung, also "Es zerbrach die Vase."

Interessanter als diese rein sprachliche Beobachtung war allerdings der Gedächtnistest, den Boroditsky und Fausey etwas später durchführten: Die spanischsprachigen TeilnehmerInnen hatten sich deutlich schlechter gemerkt, wer die Vase nur versehentlich zu Bruch gebracht hatte. Die englischsprachigen ProbandInnen wussten hingegen noch recht gut, wer die Verursacherinnen des Schadens waren.

Sind die Briten also nachtragender gegenüber ungeschickten Menschen? Ich weiß es nicht, rate aber in jedem Fall zu besonderer Achtsamkeit und Vorsicht im England-, Irland- oder USA-Urlaub. Sicher ist sicher.



Feedback geben und nehmen

Ein wichtiger Nutzen von Erfolgsteams (siehe mein letzter Blog-Eintrag) ist das gegenseitige Feedback. Damit das gut klappt und auch angenommen werden kann, möchte ich Ihnen hier die zwölf Regeln für positive, konstruktive Rückmeldungen vorstellen:

  1. Gib Feedback, wenn der andere es hören kann.
  2. So konkret, ausführlich und eindeutig wie möglich.
  3. Teile Deine Wahrnehmungen als Deine Wahrnehmungen,
    Deine Vermutungen als Deine Vermutungen und
    Deine Gefühle als Deine Gefühle.
  4. Feedback soll den anderen nicht analysieren.
  5. Es soll gerade auch positive Gefühle und Wahrnehmungen umfassen.
  6. Feedback soll umkehrbar sein. Ich Dir, Du mir.
  7. Feedback soll sich auf begrenztes, konkretes Verhalten beziehen (nicht generalisieren).
  8. Feedback sollte unmittelbar (zeitnah) erfolgen.
  9. Die Aufnahme von Feedback ist dann am günstigsten, wenn der Partner es wünscht.
  10. Du solltest Feedback nur dann annehmen, wenn Du dazu auch in der Lage bist.
  11. Wenn Du Feedback bekommst, höre zunächst nur ruhig zu.
    Versuche nicht, etwas klarzustellen oder Dich zu rechtfertigen.
    Fragen nach Unverstandenem sind erlaubt.
  12. Mit Positivem beginnen und enden (Wertschätzung!) --> „Burgertechnik“
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Das Karma-Paradoxon

In David Safier's Roman „Mieses Karma“ wird die TV-Moderatorin Kim Lange am Gipfel ihrer Karriere von den Trümmern einer russischen Raumstation erschlagen und reinkarniert als Ameise. Da begegnet sie dem wiedergeborenen Casanova in seinem 115. Leben als eines dieser staatenbildenden Insekten.

Gemeinsam beschließen sie, gutes Karma zu sammeln, um in ihrem nächsten Leben als höhere Lebewesen zu inkarnieren.

Gutes Karma sammelt man, indem man Gutes tut. Die Sache hat nur einen Haken: Man darf die guten Taten nicht vollbringen, um gutes Karma zu sammeln. Das wäre der falsche Grund für die richtige Handlung. So zumindest erklärt es Buddha der Moderatorin, als er sie in einer ihrer niedrigen Inkarnationen begrüßt.

Damit stellt der Erleuchtete sich auf eine Ebene mit der Ehefrau, die von ihrem Mann klagend verlangt, er solle ihr doch öfter Blumen schenken, aber nicht weil sie sich das eben von ihm gewünscht hat, sondern aus seinem eigenen freien Willen.

„Sei-spontan!“-Paradoxie wird diese Form der Kommunikation in der Psychologie genannt.

Paul Watzlawick schreibt dazu in seiner „Anleitung zum Unglücklichsein“: „Von all den Knoten, Dilemmata und Fallen, die sich in der Struktur menschlicher Kommunikation einbauen lassen, ist die sogenannte „Sei spontan!“-Paradoxie sicherlich die weitestverbreitete. […] Auf Befehl etwas spontan zu tun ist ebenso unmöglich, wie etwas vorsätzlich zu vergessen oder absichtlich tiefer zu schlafen.“

Da es praktisch unmöglich ist, einem solchen paradoxen Appell nachzukommen, ist diese einfache Taktik hervorragend dazu geeignet, im anderen tiefe Schuldgefühle zu erzeugen. In der Psychologie wird dieser Kommunikations-Stil von manchen Autoren auch als direkter Auslöser für Schizophrenie beschrieben. Das schizophrene Verhalten ist dabei für den Betroffenen der einzig mögliche Ausweg aus diesem logischen Dilemma.

Kim Lange schafft es dennoch, sich aus dieser sprachlichen Falle zu befreien, und wird nach einigen Inkarnationen als Meerschweinchen, Kuh, Regenwurm, Kartoffelkäfer, Eichhörnchen und Hund schließlich als Mensch wiedergeboren.

Was aus der Ehe der Dame mit dem Blumenwunsch wurde, weiß ich allerdings nicht.



Wussten Sie, dass Sie vier Ohren haben?

Das jedenfalls behauptet Friedemann Schulz von Thun, einer der führenden Kommunikationswissenschaftler im deutschsprachigen Raum.

Sie greifen sich jetzt vielleicht an die Ohren und zählen nach: eins links, eins rechts, … Da sind nur zwei!

Wie kommt der Mann auf die Idee?

Schulz von Thun geht davon aus, dass jede Botschaft vier Inhaltsebenen oder -seiten hat:
  1. Der Sachinhalt = Worüber ich informiere.
  2. Die Selbstkundgabe = Was ich dabei über mich selbst mitteile.
  3. Die Beziehung = Was ich von meinem Gegenüber halte und wie wir zueinander stehen.
  4. Der Appell = Wozu ich mein Gegenüber veranlassen möchte.
Auf allen vier Ebenen oder Seiten der Nachricht sind explizite (ausdrücklich formulierte) und implizite (nicht direkt ausgesprochene) Botschaften möglich.

Ich möchte das anhand eines Beispieles illustrieren: Nehmen wir an, jemand sagt (1. Sachinhalt): „Der Wein ist aus.“ Vielleicht möchte er damit mitteilen (2. Selbstkundgabe), dass er noch durstig ist. Auf der (3.) Beziehungsebene könnte er auch meinen: „Du kümmerst dich nicht genug um mich!“ Und/oder er möchte den Gesprächspartner dazu bringen (4. Appell), eine neue Flasche zu holen.

Meist schwingen alle vier Seiten der Nachricht auf die eine oder andere Art und Weise mit. Der Empfänger hört prinzipiell auch alle vier Botschaften (mit seinen „vier Ohren“), aber – und das mach Kommunikation oft so kompliziert – nicht jede gleich laut.
  1. Manche Menschen stürzen sich vor allem auf die Sachseite der Nachricht und ignorieren dabei alle anderen Anteile. Das führt regelmäßig da zu Problemen, wo es nicht um eine sachliche Differenz geht, sondern um eine Auseinandersetzung auf der zwischenmenschlichen Ebene.
  2. Andere richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Beziehungsebene und nehmen auch neutrale Aussagen persönlich. Sie beziehen alles auf sich, fühlen sich schnell angegriffen und beleidigt.
  3. Seelisch gesünder erscheint es da schon, ein empfindliches Selbstkundgabe-Ohr zu haben und sich zu fragen: Was sagt mir das über Dich? Wenn diese Hörweise zu penetrantem Psychologisieren wird, macht man sich damit allerdings auch keine Freunde.
  4. Vielen Menschen ist auch im Verlauf ihres Lebens ein übergroßes Appell-Ohr gewachsen: In dem Wunsch, es allen recht zu machen und auch den unausgesprochenen Erwartungen der Anderen zu entsprechen, hören sie in jeder Aussage eine Aufforderung, der sie auch sofort nachkommen.
Sowohl einseitiges Senden (implizit oder explizit) als auch einseitiges Empfangen (immer mit dem gleichen „Ohr“) führt unweigerlich zu Kommunikationsstörungen.

Dazu Schulz von Thun: „Missverständnisse sind das Natürlichste von der Welt, sie ergeben sich fast zwangsläufig schon aus der Quadratur der Nachricht.“

Oder, an anderer Stelle: „Vielfach haben die Empfänger die Tendenz, in die unklaren Seiten einer Nachricht etwas hineinzuhören, was aus dem reichen Schatz ihrer Phantasien, Erwartungen und Befürchtungen stammt – so empfangen Sie gleichsam sich selbst und füllen ihre Seele mit dem eigenen Material.“

Literatur: Friedemann Schulz von Thun: Miteinander Reden 1, Störungen und Klärungen, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg, 2009



Petra Hennrich Creative Coaching
Grafikerin, systemische Coachin, Trainerin, Autorin
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